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GOTTFRIED FRAENKEL: II. Die Wanderungen der Libellen (Odonata). I. Einleitung: Berichte tiber Libellenwanderungen. Wanderzuge von Libellen sind ein durchaus nicht seltenes Ereignis. Weitaus die meisten der in der Literatur bekannt gewordenen Libellenztige haben sich in den gemaBigten Zonen von Ost-, Mittel- und Westeuropa zugetragen. Jedoch dadurch, daB, wie wir spater sehen werden, diese N aturereignisse sich vornehmlich in ganz bestimmten Gegenden abspielen, ist eine Libellenwanderung in Europa und Nordamerika eine ungewohnliche Erscheinung.

Der Flug beginnt erst einige Zeit nach Sonnenaufgang, wenn die Temperatur eine gewisse Hohe erreicht hat. Jedoch soIl en ausnahmsweise Fluge auch in besonders warmen Nachten stattfinden. Bei RILEY sind 3* GOTTFRIED FRAENKEL: eine Reihe Angaben iiber Nachtfliige von Melanoplus spretus zusammengestellt. In den Stunden, we1che die gefliigelten Tiere am Boden zubringen, verhalten sie sich auffallend ahnlich wie die Larven. Sie iibernachten tells an Baumen und Strauchern, teils auf der Erde. Bei kalter Witterung verkriechen sie sich in Erdlocher, Felsspalten, zwischen Gras, ins Innere von dichtem Buschwerk (VOSSELER, FRAENKEL).

In jeder Situation der wandemden Larven ist zu beobachten, daB die Tiere an bestimmten Stellen besonders dicht zusammen leben, wahrend in den Zwischenraumen kaum Tiere anzutreffen sind. Das Wandem erfolgt hauptsachlich in einige Dezimeter breiten Ziigen, die in einem gewissen Abstand voneinander sich bewegen. In den Zwischenraumen finden sich sehr wenige Larven. Beim Ubemachten auf Baumen und Strauchem sind bestimmte Pflanzen dicht behangen, andere danebenstehende, die sich in nichts von ihnen unterscheiden, sind ganz leer.